Homöopathie

Kann man Kopfschmerzen homöopathisch behandeln?

Über 70 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter Kopfschmerzen. Spannungskopfschmerz tritt von allen Kopfschmerzarten am häufigsten auf. Die 12-Monats-Prävalenz für Spannungskopfschmerz liegt in Deutschland bei ca. 16 % bis 18 %. Spannungskopfschmerzen werden auch als Stresskopfschmerzen bezeichnet. Spannungskopfschmerz wird oft als dumpfer Druck wahrgenommen. Stress, Überlastung und Muskelverspannungen sind die häufigsten Ursachen für Spannungskopfschmerz.

Homöopathische Behandlung von Spannungskopfschmerz

Homöopathische Arzneimittel helfen bei einem akuten Anfall von Spannungskopfschmerz. Homöopathische Arzneien können aber auch die Häufigkeit und die Intensität von Spannungskopfschmerzen reduzieren. 

Bewährte homöopathische Arzneimittel bei Spannungskopfschmerz

  • Kalium phosphoricum
  • Cimicifuga Racemosa

  • Gelsemium Sempervirens

Kalium phosphoricum

Kalium phosphoricum, auch Kaliumphosphat genannt, ist das Kaliumsalz der Phosphorsäure. Phosphor ist der am häufigsten vorkommende Mineralstoff im Körper. Phosphor spielt eine wesentliche Rolle bei der Speicherung und Nutzung von Energie im Körper. Die meisten Menschen nehmen über ihre Ernährung ausreichend Phosphor auf. Phosphor ist in Milch und Getreide reichlich enthalten. Bestimmte Erkrankungen und Medikamente können die Aufnahme von Phosphor beeinträchtigen und zu einem Absinken des Phosphorspiegels führen. Bei zuwenig Phosphat im Blut werden Kaliumphosphat-Infusionen verabreicht.

Homöopathische Arznei Kalium phosphoricum

Ein depressiver Mann mit zuwenig Phosphat im Blut hat bei der Arbeit Kopfschmerzen mit Nadelstichen im Gesicht und im linken Arm bekommen, wurde im British Medical Journal 2018 berichtet. Spannungskopfschmerzen können auch kribbeln am Kopf und ein Taubheitsgefühl im Gesicht auslösen. Im Journal of Medical Case Reports wurde 2011 von einem älteren Herrn berichtet, der infolge eines erhöhten Phosphatspiegels seit 6 Monaten Kopfschmerzen hatte, die global waren, von mittlerer bis starker Intensität, dumpf, anhaltend und täglich auftretend. Im Sinne des homöopathischen Prinzips von ähnliches mit ähnlichem heilen ist kalium phosphoricum ein probates Mittel bei streßbedingtem Spannungskopfschmerz, insbesondere wenn der Spannungskopfschmerz mit Depressionen verbunden ist. 

Cimicifuga racemosa

Cimicifuga racemosa bei Spannungskopfschmerzen mit verspannter Nackenmuskulatur insbesondere bei ausbleibender Regelblutung. ​

Cimicifuga wird seit Jahrhunderten in zahlreichen Kulturen wegen seiner vielfältigen gesundheitsförderlichen Wirkungen verwendet. Es wurde als schmerzlinderndes, fiebersenkendes und entzündungshemmendes Mittel sowie zur Behandlung von Infektionskrankheiten eingesetzt. In jüngerer Zeit haben die hormonellen Wirkungen von Cimicifuga Aufmerksamkeit erlangt, da sie die Möglichkeit bieten, Beschwerden von Frauen in den Wechseljahren wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Schlafstörungen zu lindern. In dem Produkt Remifemin ist Trockenextrakt aus dem Cimicifugawurzelstock enthalten.

Homöopathische Arznei Cimicifuga racemosa

Die homöopathische Arznei Cimicifuga racemosa wird vom getrockneten Rhizom der im atlantischen Nordamerika einheimischen Cimicifuga racemosa Barton, der Traubensilberkerze, Black Cohosh, hergestellt. Cimicifuga racemosa ist hochwertig bei Spannungskopfschmerz insbesondere bei schmerzhafter oder gar ausbleibender Menses. Die Monatsblutung beginnt normalerweise, wenn der Spiegel des weiblichen Hormons Östrogen abfällt. Stressbedingte Verspannungen der Nackenmuskulatur, psychische Belastungen, extremer Sport oder starke Gewichtsveränderungen, die zum Ausbleiben der Regelblutung führen können, können mit Spannungskopfschmerzen assoziert sein, die auf Cimicifuga rcemosa ansprechen. Vergiftung mit Cimicifuga racemosa führt zu Kopfschmerzen, Hautausschlag und Schweregefühl, ein weiterer Hinweis auf die Wirksamkeit von Cimicifuga bei Kopfschmerzen. 

Gelsemium Sempervirens

Spannungskopfschmerz der Menschen, die sich viel fürchten.

Die Gelbe Jasminwurzel, eine immergrüne Liane mit dekorativen, duftenden gelben Blüten, die in den USA beheimatet ist, wächst an Flussufern. Die dünnen Stängel dieser Pflanze schlingen sich um passende Stützen bis zu sechs Meter hoch. Die Bezeichnung Gelsemium ist eine latinisierte Version des italienischen Wortes für „Jasmin“, gelsomino. Der Artname sempervirens bedeutet „immergrün“. Anfang Februar erscheinen in South Carolina die leuchtenden, kanariengelben, trompetenförmigen Blüten an Zäunen und Mauern. 

Homöopathische Arznei Gelsemium sempervirens

Die homöopathische Arznei Gelsemium sempervirens wird aus der frischen Wurzel des in Nordamerika einheimischen Gelsemium sempervirens hergestellt, die stark giftige Alkaloide enthält, die schon in geringer Dosis durch Atemlähmung zum Tod führen. Erste Symptome einer Vergiftung mit Gelsemium sempervirens können Schwindelgefuehl, Augenlidlähmung, Schluckbeschwerden, Sprachstörungen, Muskelzittern, Schwäche oder Starre der Muskeln und Krämpfe sein. Das zentrale Nervensystem reagiert stark auf die anxiolytischen Wirkung von Gelsemium sempervirens. Hohe homöopathische Verdünnungen verringern Angstzustände nach Stress und erhöhen den Spiegel des anxiolytischen, anti-Depressions-Hormon Allopregnanolon, das auch prämenstruelle dysphorische Zustände bessert.

Weitere bewährte homöopathische Arzneimittel bei Spannungskopfschmerz

Epiphegus virginicus

Spannungskopfschmerz, der durch Burn Out ausgelöst wird.

Sowohl die amerikanischen Ureinwohner als auch die Siedler kannten die Vorzüge der beech drops, der Buchen Tropfen, die bei Durchfall und Ruhr halfen, und die aufgrund ihrer antiseptischen Wirkung Wunden heilen, als Beruhigungsmittel wirken und sogar schmerzende Augen lindern konnten. Epiphegus dient laut John Henry Clarke zur homöopathischen Behandlung von Kopfschmerzen des neurasthenischen Typs, die durch jede zusätzliche Anstrengung hervorgerufen und durch einen guten Schlaf gelindert werden. Neurasthenie ist eine vorübergehende Erschöpfung und Schwäche des Nervensystems, die vielfach auch als nervöse Erschöpfung bezeichnet wird. Die Bezeichnung Neurasthenie ist heute unter dem Namen „Burn Out-Syndrom“ bekannt. Das Burnout-Syndrom bezeichnet einen Zustand, bei dem jemand durch andauernden Stress in einen Zustand physischer und psychischer Erschöpfung gerät.

Homöopathische Arznei Epiphegus virginicus

Die homöopathische Arznei Epiphegus virginicus, eine obligat parasitische Pflanze,  die im östlichen Nordamerika heimisch ist, und die auf den Wurzeln der amerikanischen Buche wächst und sich von ihr ernährt, wird aus der ganzen frischen Pflanze in voller Blüte hergestellt. Der Name Epifagus leitet sich vom griechischen „epi“ ab, was „auf“ bedeutet, und „Fagus“ dem Gattungsnamen der Buche. Epifagus, der Parasit, entwickelt ein Haustorium, wurzelartiges Gebilde, das in Buchenwurzeln einwächst, um Nährstoffe aus seinem Wirt zu saugen. Epifagus enthält sehr kleine wechselständige, schuppenartige Blätter an vielen braunen, bis zu 30 cm hohen Stängel, an denen sich von Juli bis Oktober kleine weiße und violette Blüten befinden. Wenn das Verlangen ständig zu spucken gegeben und der Speichel zähflüssig in Verbindung mit Kopfschmerzen auftritt, wird Epiphegus laut John Henry Clarke fast sicher heilen. Die Modalitäten von Epiphegus sind: schlechter vom Arbeiten an der frischen Luft und vom Aufstehen vom Bett. Besser von einem guten Schlaf.

Glonoinum

Spannungskopfschmerz, durch Sonne ausgelöst

Glonoinum ist Glycerintrinitrat, eine Verbindung aus Schwefel- und Salpetersäure und Glycerin, die auch unter dem Namen Nitroglycerin bekannt ist. Glycerintrinitrat ist eine farb- und geruchlose Flüssigkeit mit süßlichem Geschmack und wird als Sprengstoff verwendet. Schon die Einnahme einer geringen Menge Glycerintrinitrat, z.B. 0,15 mg/kg Körpergewicht, führt zu Kopfschmerzen infolge der Erhöhung des intrakraniellen Drucks, Herzklopfen, Erröten und einem Hitzegefühl. Aufgrund der gefäßerweiternden Wirkung von Nitroglycerin wird eine Gelatinekapsel mit Nitroglycerin, Nitrolingual, sublingual eingenommen, zur Linderung akuter Angina-pectoris-Anfälle eingesetzt.

Homöopathische Arznei Glonoinum

Glonoinum wirkt homöopathisch entgegengesetzt dem medizinisch eingesetzten Nitroglycerin, nach dem Prinzip Ähnliches mit Ähnlichem heilen. So wie Nitroglycerin Kopfweh bewirkt, so hilft die homöopathische Arznei Glonoinum bei Spannungskopfschmerzen. Herz, Blutgefäße und rote Blutkörperchen sind die Zielorgane von Glyceryltrinitrat. Das charakteristische der homöopathischen Arznei Glonoinum ist, dass sie bei von der Sonne ausgelösten Spannungskopfschmerzen hilft.

Nux vomica

Spannungskopfschmerz, durch geistige Anstregung und Alkohol ausgelöst

Strychnos nux-vomica ist ein mittelgroßer Baum, der in Indien in den Laubwäldern der östlichen und südlichen Teile weit verbreitet ist. Die giftigen Verbindungen des Baumens sind die Alkaloide Strychnin, Brucin und Loganin. Strychnin wird rasch absorbiert, und die klinischen Symptome treten innerhalb von Minuten auf. Strychnin wirkt im zentralen Nervensystem in erster Linie als kompetitiver Antagonist an den postsynaptischen Glycinrezeptoren. Die hemmende Wirkung der spinalen Interneurone auf die Muskeln geht verloren, was zu Zuckungen und Muskelkrämpfen führt. Leichte Vergiftungen führen weiters zu reduzierter Herzschlagfrequenz, erhöhtem Arousal, Muskelschmerzen und generalisierten Schmerzen am ganzen Körper. 

Homöopathische Arznei Nux vomica

Die bräunlich-gelben Früchte des Strychnos nux vomica Baumes haben die Größe einer kleinen Orange und enthalten eine große Menge an gallertartigem Fruchtfleisch, in dem 1 bis 5 Samen eingebettet sind. Die homöopathische Arznei nux vomica wird von den auf Matten in der Sonne getrockneten Samen des Strychnos Baumes hergestellt. Die sehr harten, graugrünlich-bräunlichen Samen, die auch Krähenauge genannt werden, haben die Form einer abgeflachten Scheibe, die vollständig mit Haaren bedeckt ist. Durch die Haare erhalten die Samenscheiben einen charakteristischen Glanz. Die sehr harten Samen haben einen Durchmesser von etwa 1,5–3 cm groß und sind 4–6 mm dick. Die nux vomica Samen haben weiters ein dunkelgraues, horniges Endosperm, in dem sich der kleine Embryo befindet, der einen sehr bitteren, Übelkeit erregenden, Geschmack hat. Die Frucht des Strychnos nux vomica Baumes wird als Appetitanreger, Tonikum, adstringierend für den Darm und fiebersenkend verwendet und ist außer bei Kopfschmerzen noch nützlich bei der Behandlung von Schluckauf, Leukoderma, Blutkrankheiten, Hämorrhoiden, Geschwüren, Lungenentzündung, Bluthusten, Erkältung und Husten, Anämie, Gelbsucht, Juckreiz, Ohrenbeschwerden, Nierenkoliken und Harnwegsinfektionen. Die mit nux vomica behandelbaren Kopfschmerzen bessern sich abends im Bett und morgens beim Aufstehen. Nux vomica bessert Kopfschmerzen, die sich morgens im Bett, bei einer Berührung, einem Geräusch oder einem anderen geringfügigen Reiz verschlechtern.

Ignatia amara

Spannungskopfschmerz durch Kummer und Schreck

Strychnos ignatii ist ein auf den Philippinen heimischer kletternder Strauch, der bis zu 30 m lang werden und einen Durchmesser von 5 cm haben kann. Die Pflanze wurde erstmals von dem mährischen Jesuiten Missionar Bruder Georg Kamel beschrieben, der ihre Samen zu Ehren des Gründers seines Ordens „die Bohnen des Heiligen Ignatius“ nannte. Die Früchte von S. ignatii haben die Größe und Form einer Birne und enthalten mandelähnliche Samen, die St. Ignatius-Bohnen. Die Samen von Strychnos ignatii enthalten die Alkaloide Strychnin und Brucin und wurden für die Verwendung als Medizin zur Stimulierung des Nervensystems, als Abführmittel und zur Behandlung von Magenbeschwerden oft wild geerntet. Die Jesuiten schätzten die Samen von Strychnos ignatii als Mittel gegen die Cholera und nannten sie Ignatiusbohnen nach dem Jesuitengründer Ignatius Loyola. Die stimulierende Wirkung von Strychnin führte auch dazu, dass es in der Vergangenheit zur Leistungssteigerung im Sport verwendet wurde.

Homöopathische Arznei Ignatia Amara

Die homöopathische Arznei Ignatia amara wird von den getrockneten Samen des Strychnos lgnatii Baumes hergestellt. Symptome einer leichten Strychninvergiftung sind Sabbern, Übelkeit, Erbrechen, Wahnvorstellungen, unwillkürliche Muskelkrämpfe und Zuckungen sowie Schwindel. Ignatia ist eines der am häufigsten verwendeten homöopathischen Mittel bei Patienten mit Angstsymptomen, Depressionen, manischen Episoden, emotionalem Urinieren und Durchfall sowie Hyperästhesie und Überempfindlichkeit gegenüber Emotionen. Spannungskopfschmerz, der durch Kummer oder Schreck ausgelöst wurde, bessert sich mit Ignatia. Kopfschmerzen, die durch Ignatia gelindert werden können, verschlimmern sich typischerweise nach dem Trinken von Kaffee oder dem Rauchen und werden durch das Liegen auf der schmerzhaften Seite oder durch starkes Wasserlassen gelindert.

Belladonna

Atropa belladonna ist eine große, mehrjährige krautige Pflanze, die in Europa, Nordafrika und Westasien beheimatet ist. Sie gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und ihre Frucht ist allgemein bekannt als Tollkirsche. Die Pflanze wächst als Unterstrauch, bis zu 1,5-2 Meter hoch, hat violette zwittrige glockenförmige Blüten und große Blätter. Die Früchte von Atropa belladonna sind kirschähnliche, dunkelviolett/schwarz, saftig Beeren, die viele Samen enthalten. Die Samen sind der giftigste Teil der Pflanze.

Da Atropa belladonna wild wächst, stellt die Verwechslung der süß schmeckenden, schwarzen Belladonna-Beeren mit anderen essbaren Beeren eine Gefahr für Kinder und Erwachsene dar. Der Verzehr von Beeren der Tollkirsche führt zu Vergiftungen, die ohne Behandlung bei Verzehr von 2-5 Beeren bei Kindern und 10-20 Beeren bei Erwachsenen zum Tod führen. 

Die Beeren, Blätter und Wurzeln von Atropa belladonna enthalten bis zu 20 verschiedene Aklkaloide wie Atropin, Scopolamin und Hyoscyamin, die als chemische Abwehrmittel der Pflanze unter Stressbedingungen fungieren. Atropin und Skopolamin sind die beiden wichtigsten Alkaloide in Atropa belladonna. Bei der Einnahme von Atropa belladonna wird Hyoscyamin in Atropin umgewandelt.

Im Mittelalter wurde Atropa belladonna in großem Umfang von Hexen, Zauberern und professionellen Giftmördern verwendet. Später wurden die Alkaloide von Atropa belladonna als Husten- und Erkältungsmitteln, als Beruhigungsmittel gegen Bronchialkrämpfe bei Asthma und Keuchhusten, als Analgetikum bei Reisekrankheit, Koliken, Parkinson-Krankheit, Neuralgie und Rheuma sowie in Pflastern zur Behandlung psychiatrischer Störungen in Verbindung mit Hyperkinese, übermäßigem Schwitzen und Asthma brochiale verwendet. 

Der Bezeichnung Belladonna, was so viel wie „schöne Frau“ heißt, geht auf die historische Verwendung der Pflanze durch Frauen im Italien der Renaissance zurück, um ihr Aussehen zu verbessern. Damals verwendeten die Frauen einen Extrakt aus den Beeren der Atropa belladonna als Augentropfen, um die Pupillen ihrer Augen zu erweitern, was als attraktives Merkmal galt. 

Atropa belladonna hat bei der Verwendung als pflanzliches Heilmittel sowohl therapeutische als auch toxische Wirkungen auf das Nervensystem. Die halluzinogene Wirkung von Atropa belladonna ist seit langem bekannt. Lacković berichtete über die gezielte Einnahme von Atropa belladonna Beeren durch Jugendliche beim Weiden von Tieren was zu Delirium oder mit Halluzinationen assoziertem Benehmen, wie inkohärentes und sinnloses Reden, führte.

Atropin und Scopolamin sind Anticholinergika, die als kompetitive Inhibitoren des muskarinischen Acetylcholinrezeptors (mAChR) im zentralen Nervensystem (ZNS) wirken und halluzinogene, amnestische, sedierende und antiemetische Wirkungen haben. Darüber hinaus haben Atropin und Scopolamin Auswirkungen auf para-sympathische post-ganglionäre Fasern, die sich in exokrinen Drüsen, glatten Muskeln und Herzmuskeln befinden, sowie auf intramurale Neuronen, die verminderte sympathetische Wirkungen auf Augen, Magen-Darm-Trakt, Speicheldrüsen, Herz und Bronchialdrüsen verursachen. Anticholinergische Verbindungen wie Atropa belladonna blockieren Nerven Impulse, die mit dem parasympathischen Nervensystem verbunden sind, um verschiedene unwillkürliche Körperbewegungen zu steuern, einschließlich Pupillenerweiterung, Herzfrequenz, Drüsensekretion, Verengung der Bronchiolen in der Lunge und Bewegung im Verdauungskanal. Scopolamin wird als Spasmolytikum, Mydriatikum, zur Erholung von Narkosen und Operationen und zur Vorbeugung gegen Vertigo eingesetzt. 

Eine Überdosierung von Atropin und Scopolamin führt im zentralen Nervensystem (ZNS) zu Gedächtnisstörungen, Desorientierung und Halluzinationen, Herz-Kreislauf- und Atemversagen, während sich periphere Wirkungen als verminderte Sekretion manifestieren, die zu Mundtrockenheit, geröteter Haut, Verstopfung, Fieber, Harnverhalt, Mydriasis und Bluthochdruck führen.

Kleine Dosen von Atropin und Scopolamin hemmen die Speichel- und Bronchialsekretion und das Schwitzen, was zu Mundtrockenheit führt. Größere Dosen können dagegen eine Pupillenerweiterung, eine Hemmung der Vagusnervenfunktion, einen Anstieg der Herzfrequenz, Verwirrung, Halluzinationen, Schläfrigkeit, Euphorie, Amnesie, Müdigkeit und traumlosen Schlaf mit einer Verringerung des REM-Schlafs (Rapid-Eye-Movement) sowie Störungen der Magenmotilität und eine Verengung der Atemwege verursachen, die zum Ersticken und Tod führen können.

Scopolamin kann eine vorübergehende kognitive Amnesie auslösen indem es den Energiestoffwechsel durch Veränderung der Mitochondrienfunktion beeinträchtigt und den ATP-Spiegel in der Großhirnrinde senkt. 

Atropin hat zytotoxische Auswirkungen auf menschliche Hornhautepithelzellen, indem es die Morphologie, Lebensfähigkeit und Proliferation beeinträchtigt. Klinisch wird Atropin zur Erweiterung der Pupille bei der Behandlung von Augenkrankheiten eingesetzt. Bereits im 19. Jahrhundert wurde Belladonna als pflanzliches Heilmittel zur Behandlung von Asthma und Parkinson eingesetzt. Später wurde Belladonna als Mittel gegen das Reizdarmsyndrom, Migräne und entzündliche Erkrankungen wie Mittelohrentzündung eingesetzt. Weitere Verwendungen von Atropa belladonna deuten auf eine betäubende und muskelerschlaffende Wirkung zur Behandlung von Muskelkrämpfen im Magen, im Hoden und im Gallengang hin. 

Darüber hinaus wurde berichtet, dass die äußere Anwendung von Atropa belladonna Reizbarkeit und Schmerzen verringert und daher bei Rheuma, Neuralgie, Gicht und Ischias eingesetzt wird.

Anticholinergika wie Atropa belladonna sind dafür bekannt, dass sie die glatte Muskulatur der Luftröhre entspannen und die Schleimproduktion verringern. In der Lunge sorgen parasympathische Nerven für die Kontrolle der glatten Muskulatur durch die Freisetzung von ACh und die Bindung an M3 mAChRs Rezeptoren, wodurch eine Bronchokonstriktion ausgelöst wird. Atropin verhindert die Bronchokonstriktion und die Drüsensekretion, indem es die mAChRs Rezeptoren an der glatten Muskulatur der Atemwege, den Drüsen und den Nerven blockiert. M2 mAChRs Rezeptoren an postganglionären parasympathischen Nerven begrenzen jedoch die Verfügbarkeit von Acetylcholin (ACh), indem sie eine negative Rückkopplungskontrolle über die ACh-Freisetzung bieten. Die Wirkung von Atropin auf neuronale M2-Rezeptoren steigert also die ACh-Freisetzung und induziert eine antagonistische Wirkung auf M3-Rezeptoren, was zu einer verminderten Wirkung von Atropin führt. 

Homöopathische Arznei Belladonna

Die homöopathische Arznei von Atropa Belladonna wird von der frischen, ganzen, zu Beginn der Blüte gesammelten, in Deutschland wildwachsenden Pflanze hergestellt. Die homöopathische Arznei Atropa belladonna wird bei Kopfschmerzen  eigesetzt, die mit einer psychischen Agitiertheit und Halluzinationen einhergehen, die sich in Form von inkohärentem, sinnentleertem Reden äußern können.

Weiters ist für Kopfschmerzen, die auf Belladonna ansprechen typisch, dass sie mit einer Rötung der Haut und Erbrechen einhergehen können und sie durch Anstrengung und Bewegung, insbesondere Bewegung der Lider schlechter werden können. Schlechter werden die Kopfschmerzen auch durch Abkühlung. Gebessert werden die mit Belladonna behandelbaren Kopfschmerzen durch Liegen im dunklen Zimmer und Aufsitzen im Bett.

Lycopodium

Spannungskopfschmerz ausgelöst durch das Auslassen von Mahlzeiten

Lycopodium clavatum, auch Wolfsklaue oder Keulen-Bärlapp genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Bärlappe (Lycopodium). Der Keulen-Bärlapp ist auf kalkfreien kargen Böden in Nadelwäldern, Heiden und Magerrasen in weiten Teilen Mittel- und Nordeuropas von der Küste bis in die Hochlagen der Alpen zu finden. Der Keulen-Bärlapp hat einen ausgeprägten Pioniercharakter und kommt deshalb an Sekundärstandorten wie Straßen- und Wegböschungen, Schürfstellen, Sandgruben und Steinbrüchen vor.

Der Keulen-Bärlapp ist eine ausdauernde krautige Pflanze und besteht aus einer 0,5 bis 4 Meter langen am Boden kriechenden Sprossachse und bis 30 Zentimeter aufrecht stehenden Seitenästen. Von Juli bis August erscheinen die Sporophyllstände, die in gelben Ähren am Ende von aufrechten Ästen angeordnet sind. Die Ähren sind aus spezialisierten Blättchen aufgebaut, in deren Achseln die Sporenbehälter sitzen.

In den vegetativen Pflanzenteilen, die früher in der Volksmedizin eine große Rolle gespielt haben, sind die curare-ähnlichen, giftigen Alkaloide Lycopodin, Annotin, Clavatin, Clavononin, Fawcetin und Lycoclavin enthalten.

Lycopodium C200 hat eine hemmende Wirkung auf die Acetyl Cholinesterase, ein Enzym, das Acetylcholin spaltet. Die Hemmung von Acetyl Cholinesterase führt zu einer Erhöhung von Acetylcholin, einem Neurotransmitters, der die Endothelfunktion verbessert, indem er die Produktion von Stickstoffmonoxid anregt und so die Hirndurchblutung fördert. 

Eine Vergiftung mit einem Acetyl Cholinesterase Hemmer führt zu einem cholinergen Syndrom mit Schwitzen, Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Krämpfen und undeutlicher Sprache, denn durch die erhöhte Konzentration von Acetylcholin wird das parasympathische Nervensystem stimuliert.

Homöopathische Arznei Lycopodium

Die homöopathische Arznei Lycopodium clavatum wird durch Extraktion von den getrockneten, zerkleinerten Sporen des in Deutschland wildwachsenden Lycopodium clavatum hergestellt. In der Homöopathie wird Lycopodium clavatum vor allem bei Leberfunktions-, Harn- und Verdauungsstörungen und bei Rheuma, Epilepsie und Lungenerkrankungen eingesetzt. Die homöopathische Behandlung mit Lycopodium erfolgt im Besonderen von Kopfschmerzen, die durch Anstrengung der Augen oder wenn der Hunger nicht sofort gestillt wurde, ausgelöst worden sind. Ablehnung, Zurückweisung, Widerspruch, unterdrückten Zorn, Täuschung und Betrug können mit den mit Lycopodium behandelbaren Kopfschmerzen assoziert sein. Die Anwesenheit von Fremden verschlechtert die mit Lycopodium homöopathisch behandelbaren Kopfschmerzen.

Ruta graveolens

Spannungskopfschmerzen aufgrund von Überlastung der Augen

Ruta graveolens, die Weinraute oder Gartenraute, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Rauten innerhalb der Familie der Rautengewächse, die in Eurasien und auf den Kanarischen Inseln beheimatet sind. Ruta graveolens wird wegen seiner immergrünen Blätter und mattgelben Blütenbüschel als kleiner Gartenstrauch angebaut. Extrakte der drüsenbesetzten, durchscheinenden Blätter der Ruta graveolens werden seit Jahrhunderten als Gewürz und in der traditionellen Medizin als schmerzlinderndes, entzündungshemmendes, antiandrogenes, antihyperlipidämisches und antihyperglykämisches Mittel verwendet.

Rautengewächse enthalten Psoralene und Furocumarine, wie 5-Methoxypsoralen, Methoxypsoralen und 8-Methoxypsoralen, die phototoxische Eruptionen verursachen, wenn sie durch Sonneneinstrahlung auf ungeschützter Haut aktiviert werden. Bei Absorption durch Ultraviolett-A-Strahlung bildet 5-Methoxypsoralen reaktive Sauerstoffspezies, die Addukte mit DNA bilden und epidermale, dermale und Endothelzellen schädigen. Dies erklärt, warum eine Verbrennungsverletzung aufgrund der phytophototoxischen Reaktionen beobachtet werden kann.

Homöopathische Arznei Ruta graveolens

Die homöopathische Arznei Ruta graveolens wird von der frischen, kurz vor der Blüte stehenden Pflanze Ruta graveolans hergestellt. Mit Ruta graveolens homöopathisch behandelbare Spannungskopfschmerzen treten auf bei Angst, bei Verlangen lange im Bett zu bleiben, wenn man sich elend fühlt, wenn man bei der Wahrnehmung Fehler macht, sich bei Schmerzen und vor Verlusten fürchtet und wenn man sich wegen der Schmerzen lebensüberdrüssig und isoliert fühlt.

Coffea cruda

Spannungskopfschmerzen aufgrund von Lärm

Coffea arabica wächst als Strauch oder Baum und erreicht Höhen von 5 Meter. Coffea arabica wird vorwiegend im Hochland angebaut, idealerweise über 1.000 Höhenmeter und stammt ursprünglich aus Äthiopien. Ein junger Ziegenhirte namens Kaldi aus der Region Kaffa in Äthiopien stellte fest, dass seine Ziegen bestimmte Beeren fraßen und daraufhin unruhiger wurden als sonst. Kaldi probierte die Beeren selbst und erlebte die gleiche Wirkung. Er erzählte es einem Mönch, der die Beeren ebenfalls probierte und zu seinem Erstaunen feststellte, dass sie ihn während seiner Nachtgebete wach hielten. Daraufhin wurde die Gewohnheit des Kaffeekauens bald von anderen Mönchen in anderen Klöstern übernommen. Die Äthiopier mischten in der Folge gerösteten und gemahlenen Kaffee mit Butter und machten daraus Bällchen, die sie während des Arbeitstages aßen. Kaffee wird konsumiert um wach und aufmerksam zu bleiben.

Die schädlichen Wirkungen des Kaffees sind Beklemmung und allgemeines Zittern, Verdauungsstörungen, paroxysmaler Niesreiz und Schnupfen oder Juckreiz der Haut, Wachheit und entsprechende Erschöpfung der Nervenzentren, Neurasthenie, Herzklopfen und schneller Puls.

Überdosis Kaffee führt zu anhaltendem Erbrechen, Hypotonie, Tremor, Krämpfen, Tachykardie, plötzlichem  Herzstillstand, Angst, Erregung, Unruhe, Schlaflosigkeit, Zittern und psychomotorischer Unruhe.

Der Wirkungsmechanismus von Koffein auf zellulärer Ebene umfasst den Antagonismus der Adenosinrezeptoren im zentralen Nervensystem, die Mobilisierung der intrazellulären Kalziumspeicher und die Hemmung der Phosphodiesterasen. Koffein blockiert die Adenosinrezeptoren und führt zu einer erhöhten Freisetzung von Dopamin, Noradrenalin und Glutamat im Gehirn. Die Fähigkeit von Koffein, Adenosinrezeptoren zu blockieren, kann auch bei niedrigen Dosen, wie sie in einer einzigen Tasse Kaffee enthalten sind, beobachtet werden.

Die homöopathische Arznei Coffea cruda

Die homöopathische Arznei Coffea cruda wird von den getrockneten, rohen Samen von Coffea arabica hergestellt. Kopfschmerzenpatienten, denen mit der homöopathische Arznei Coffea cruda geholfen werden kann, erregen sich durch Freude, reagieren empfindlich auf Schmerz, fürchten sich vor dem Tod durch die Schmerzen, sind abends bis nach Mitternacht geistig aktiv, ja sie verlangen sogar nachts bis nach Mitternacht nach geistiger Anstrengung. Die Kopfschmerzen fühlen sich an, wie wenn ein Nagel durch den Kopf gehen würde und sie verschlechtern sich beim Auftreten, bei geringsten Geräuschen, insbesondere Geräuschen durch Schritte, das Schlagen der Glocken und Musik im allgemeinen. Menschen die auf die homöopathische Arznei anspechen haben ein gutes Auffangsvermögen, sind geistig beweglich, kommen aber leicht außer sich, besonders durch Schmerzen in den Zähnen, können Beschwerden bekommen durch plötzliche, übermäßige Freude oder angenehme Überraschungen.

Carbolic acid

Spannungskopfschmerzen im Scheitel

Carbolic acid, Monohydroxybenzol (C6H5OH), bekannt als Benzenol oder Phenol, veraltet auch als Karbolsäure, ist das einfachste Mitglied der Phenol-Familie der organischen Verbindungen. Phenole sind ähnlich wie Alkohole, bilden aber stärkere Wasserstoffbrückenbindungen. Daher sind sie in Wasser besser löslich als Alkohole und haben einen höheren Siedepunkt. Bei Phenol handelt es sich um einen weißen kristallinen Feststoff, der flüchtig ist. Reines Phenol bildet bei Zimmertemperatur farblose Kristallnadeln. Es besitzt einen charakteristischen, aromatischen Geruch. Phenol wird hauptsächlich als Ausgangsstoff zur Herstellung von Kunststoffen verwendet. Der englische Chirurg Joseph Lister setzte 1865 Phenol als Antiseptikum bei der Wunddesinfektion ein. Wegen seiner hautirritierenden Wirkung wurde die Verwendung bald wieder eingestellt. Wegen seiner bakteriziden Wirkung wurde Carbolic acid in der Folge als Desinfektionsmittel verwendet.

Phenol wirkt auch systemisch stark toxisch. Bei dermaler Exposition besitzt es eine reizende bis ätzende Wirkung auf Schleimhäute, Haut und Augen. Hautkontakt führt zuerst zu Hautrötung, später zu einer Weißverfärbung. Längere Einwirkungszeit verursacht eine Dunkelfärbung bis zur Bildung von Nekrosen der Haut. Die Augen können Schäden in Form einer Trübung der Hornhaut, Schwellungen und Verwachsung der Lider bis zur Erblindung erleiden.

Phenol kann auch durch Einatmen und Trinken in den menschlichen Organismus gelangen. Phenol schädigt die Nieren, das Blut, das Zentralnervensystem und das Herz-Kreislauf-System. Bei chronischer Exposition sind auch gastrointestinale und nervale Störungen, weiterhin Schädigung von Leber und Nieren möglich. 

Bei Inhalation wurden als Vergiftungssymptome Schwindel, Kopfschmerz und Störungen der Ohren, Erbrechen, Schlaflosigkeit und Nierenreizung beschrieben. Die Aufnahme hoher Mengen führt in kurzer Zeit zur Störung der Nierenfunktion bis zum Nierenversagen. Die orale Aufnahme bewirkt Verätzungen im Mund, Rachen, Speiseröhre und Magen.

Die homöopathische Arznei Carbolic acid

Die homöopathische Arznei Carbolic acid wird aus Karbolsäure hergestellt. Die Spannungskopfschmerzen, gegen die Carbolic acid hilft, fühlen sich wie zerrissen, berstend im Scheitel, vom Scheitel nach außen drückend und wie zerrissen im Scheitel an. Die Menschen, denen Carbolic acid bei Kopfschmerzen hilft, sind nachdenklich, meditieren und hören Töne wie aus einer anderen Welt. Abends, nachts, bei Dunkelheit im Freien und auf der Seite liegen verschlechtert und Licht bessert die Kopfschmerzen. Nachts beim Liegen im Bett können sie Kälte verspüren und morgens Schwindel.

Zusammenfassung

Wie man aus der oben stehenden Beschreibung der homöopathischen Arzneimittel für Spannungskopfschmerzen ersehen kann, überschneidet sich das Arzneimittelbild teilweise. Aufgabe eines homöopathisch tätigen Arztes ist es nun, im Zuge einer homöopathischen Anamnese herauszufinden, welches homöopathische Mittel für einen individuellen Patienten mit Spannungskopfschmerz am besten geeignet ist.

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